Wir sind KRALLE

Herzlichen Glückwunsch, du hast es an die Uni geschafft! Das heißt, du hast dich in der Instutition Schule behauptet und durchgesetzt, warst besser als die anderen oder hattest einfach reichere Eltern. Mit dem Abi und vielen Träumen im Gepäck, wirst du schnell feststellen, dass die Universität nicht der versprochene Ort zur Vielfalt und Möglichkeiten ist, sondern ein weiterer Ort der Selektion, damit du am Ende ordentlich Kohle im Großraumbüro scheffeln kannst oder mit einem Geisteswissenschaftlichen Studiengang vielleicht einfach durchs Raster der neoliberalen Gesellschaft fallen wirst. Als Frau eh. Problematisch ist dabei nicht nur die Universität selbst, sondern alle beteiligten Akteur*innen, die diese Zustände erzeugen und erfolgreich reproduzieren. 

Wer wir sind und warum wir dir das sagen? Wir sind KRALLE – das steht für kritisch, radikal, antirassistisch, links und emanzipatorisch. Als Hochschulgruppe stellen wir uns entschieden gegen genau diesen Zustand, der schon in der Schule vermittelt und in der Universität zum Besten gegeben wird. Neugierig oder genauso abgenervt vom System wie wir? Unsere Positionen findest du unter Positionen.

Gegen das Lernen als Konkurrenz

Warum bist du hier an der Uni? Nein, nicht speziell an der Bremer Uni – warum bist du überhaupt an einer Uni? Vielleicht hattest du in der Schule besonders gute Noten und deine Lehrkräfte haben dir erzählt, dass aus dir mal jemand ganz wichtiges werden kann? Vielleicht war das Fach, das du jetzt studierst, schon immer deine große Leidenschaft? Vielleicht war das für dich gar keine Frage, weil es in deiner Familie sowieso üblich ist, dass nach der Schule erst mal studiert wird. Aber vielleicht ist es bei dir auch ganz umgekehrt, du willst es endlich einmal besser haben als deine Eltern, die nicht studiert haben. In jedem Fall ist klar: Um in deinem weiteren Leben einmal überhaupt die Chance zu haben auf einen der besseren Jobs, die etwas mehr Geld für etwas weniger Aufwand einbringen und bei denen der Aufwand vielleicht sogar inhaltlich interessant ist, musst du studiert haben. Und hast du dein Studium einmal abgeschlossen, geht die Konkurrenz darum, wer dann tatsächlich einen dieser besseren Jobs bekommt und bei wem der Soziologie-Doktor allenfalls zum Taxifahren reicht, erst richtig los.

Dass du in der Uni versuchst, deine Chancen in dieser Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt aufzubessern, heißt aber auch noch nicht, dass dir die Uni deswegen dabei hilft. Um überhaupt zugelassen zu werden, musst du in einigen Fächern einen Numerus Clausus erfüllt haben; in anderen Studiengängen gibt es dafür die berühmt-berüchtigten Module zum Aussieben der Studis, in denen zum Teil Durchfallquoten von an die 80% gelten. Und das sind nur die großen Klausuren. So wird auch hier das im staatlichen Bildungssystem so beliebte System praktiziert: Wer zu bestimmten Stichtagen, an denen die Prüfungsleistungen erbracht werden müssen, häufiger nicht in der Lage war, das nötige Wissen zu Papier zu bringen oder die nötige Arbeit fertigzustellen, der wird vom weiteren Lernen (jedenfalls in diesem Studiengang) ausgeschlossen. Es gilt die Paradoxie, dass ausgerechnet bei Unwissen der Zugang zu Wissen versperrt wird.

Wir als KRALLE setzen uns einerseits dafür an, an der Uni bessere Bedingungen für Studis zu schaffen, weshalb wir in der Vergangenheit an der Durchsetzung des vierten Wiederholungssemesters wesentlich miterstritten haben. Zugleich wollen wir aber auch den Blick über den Tellerrand wagen und in der Uni verbreiten. Hochschulpolitik ist für uns auch die Auseinandersetzung mit dem staatlich eingerichteten Bildungssystem und mit der Gesellschaft, für die es eingerichtet wurde.

Gegen die Heimat im Herzen und die Scheiße im Kopf

Antifaschismus und Antinationalismus müssen gemeinsam gedacht und betrieben werden. Den Unterschied zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen haben sich nicht erst die Rechtsradikalen ausgedacht – der bürgerliche Nationalstaat schafft und institutionalisiert ihn. Staatsbürger*innen sind die einen und die anderen sind es eben nicht, je nach Status kommen den Menschen unterschiedliche Rechte und Pflichten zu.

Indes ist die Gesamtheit aller Staatsbürger*innen weder für Bürgerliche noch für Rechtsradikale einfach eine Menge von Individuen, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass ihr Lichtbildausweis vom selben Staat ausgestellt wurde. Beide konstruieren stattdessen ein “Volk” als Kollektiv von Menschen mit ähnlichen Eigenschaften und gemeinsamen Interessen.

Rechtsradikalen liegt die Vorstellung eines vorstaatlichen “Volkskörpers” zugrunde, bei dem sich die Zugehörigkeit durch Blut und Boden bestimmt. Das als natürlich phantasierte Kollektiv ist für Nicht-Zugehörige nicht nur unzugänglich, sondern muss vor äußeren Einflüssen geschützt werden, um seine “ursprüngliche Reinheit” beizubehalten. Ein Staat ist dazu da, die naturwüchsigen gemeinsamen Interessen des “Volkes” zu befördern und zu verteidigen. Diesen Grundsatz teilen alle Rechtsradikalen; Detailfragen darüber, ob ein*e Migrant*in, die*der sich hundertprozentig assimiliert und “die deutsche Kultur” ausnahms- und kritiklos als ihre*seine annimmt, Mitglied der “Volksgemeinschaft” werden kann oder nicht, variieren je nach Strömung.

Das “Volk” des bürgerlichen Staates ist weniger exklusiv – insoweit als dass es nach Maßstäben der Nützlichkeit für den Nationalstaat Zuwanderung und Aufenthalt von Migrant*innen zu tolerieren hat und Migrant*innen nach staatlich festgelegten Aufnahmekriterien durch die Einbürgerung Teil dessen werden können. Das Gerede von “Leitkultur” und Integration “Fremder” in diese, wobei letztgenannte die Bedingung für deren Berechtigung zum Aufenthalt innerhalb der deutschen Verwaltungsgebiete ist, zeigt sehr deutlich, dass gemeinsame Eigenschaften der “Volkszugehörigen” jenseits der staatlichen Kategorie Staatsbürgerschaft behauptet werden. Dass gar nicht klar ist, worin die “Leitkultur” überhaupt bestehen soll, zeigt sich schon darin, dass die Antwort je nach Partei variiert (“Gehört der Islam zu Deutschland?”).

Hier wie da gilt: es wird ein “Kollektiv” mit gemeinsamen Interessen deklariert, wo keines ist. Während die Rechtsradikalen die Grenzen ihres Kollektivs nach ihren Maßstäben ziehen, zieht der Staat sie nach den seinen und verschafft ihnen durch seine Gesetzgebung tatsächliche Geltung. Darin, dass die einzelnen Individuen eine Gemeinsamkeit miteinander verbindet, die über ihre einander entgegengesetzten Interessen hinausgeht, und diese Gegensätze dem nationalen Kollektiv gegenüber von untergeordneter Bedeutung sind, sind die bürgerliche Mitte und die Rechten grundsätzlich einig; auch darüber, dass der Staat für die Sicherung des nationalen Interesses zu sorgen und es ggf. zu verteidigen hat.

Das soll keineswegs (neo-)nazistische Positionen verharmlosen oder verniedlichen, sondern umgekehrt den bürgerlichen Nationalismus aus seiner Vernachlässigung entlassen. Ohne eine Kritik am bürgerlichen Nationalismus ist ein antifaschistisches Verständnis davon, was rechtsradikale Positionen in der Gesellschaft zunehmend populär macht, nicht möglich.

Veranstaltungen

Trinken mit Linken: Kneipenabend mit KRALLE

Die linksradikale Liste lädt zu einem lockeren Abend mit Weißweinschorle, Bier, politischen Diskussionen und nettem Schnack über Gott (gibt es nicht) und die Welt (läuft alles ganz schön scheiße) ein! Wenn ihr Interesse habt, euch umzuhören, was in Bremen so politisch abgeht, oder wenn ihr Bock habt, euch mit uns zu erklären, woran es eigentlich …

Extremismustheorie

Das Referat für Antifaschismus und Antinationalismus lädt am Freitag, 15.10. ab 12:00 Uhr zu einer Vortrags- und Diskussionsrunde ein: In der bürgerlichen Demokratie werden alle politischen Inhalte, die sich nicht konstruktiv an der Gesamtscheiße beteiligen wollen, zu abwegigen Abnormitäten deklariert. Gerade militante Aktionen im Rahmen von Protesten sind gern gesehene Rechtfertigungen dafür, sich mit deren …

Polizei – weder Freund noch Helfer

Das Referat für Antifaschismus und Antinationalismus lädt am Dienstag, 12.10. ab 12:00 Uhr zu einer Vortrags- und Diskussionsrunde ein: Seit einiger Zeit stellen nicht nur Linke fest, dass es in der Polizei nur so vor Rassist:innen wimmelt. Auch Bürgerliche und sogar Teile der Polizei selbst geben nach zahlreichen Enthüllungen rechter und rechtsradikaler Strukturen zu, dass …

Werde aktiv

Du hast Bock politisch aktiv zu werden? Dann bist du bei KRALLE absolut richtig. Unsere Gruppe richtet sich an linksradikale Studierende (oder die, die es werden wollen) und interessierte Menschen aus Bremen und Umgebung. Innerhalb der Uni sind wir im AStA aktiv und besetzen dabei die Referate Kritische Wissenschaft, Antifaschismus und Antinationalismus und Studentisches Wohnen, Bauen & Inklusion. Wir arbeiten nicht nur in den Referaten, sondern bringen uns auch inhaltlich im Plenum des AStA und des Studierendenrats ein.

Wenn du keine Lust auf Arbeit im AStA oder Studierendenrat hast, kannst du dich trotzdem gerne bei uns melden. Wir haben einen wöchentlichen Lesekreis, in dem wir uns z.B. mit kritischen Texten zum Thema Kapitalismus auseinandersetzen. Du kannst auch kommen, wenn du gerade erst anfängst dich mit dem Thema (linke) Politik zu beschäftigen. Wir freuen uns immer über einen gemeinsamen Austausch! Wir verstehen uns nicht als reine Hochschulgruppe/-liste, sondern sind auch darüberhinaus aktiv. 

Neben der Arbeit an der Uni können wir dir auch gerne die passende Stadtgruppe oder Kontakte zu Gleichgesinnten vermitteln oder dir beim Organisieren von eigenen Veranstaltungen zur Seite stehen. 

Aufgrund der aktuellen Lage treffen wir uns momentan eher online über Discord. Wenn du uns (und unsere Arbeit) kennenlernen möchtest, dann melde dich einfach per Mail unter: kralle-hb @ riseup.net! 

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Wenn dich unsere Sticker ansprechen, kannst du dich auch gerne bei uns per Mail melden und wir schicken dir (natürlich ohne rechtsverbindliche Zusage) so viele Sticker zu, wie du haben möchtest. Das hier sind unsere verfügbaren Motive:

Unser Sticker: Gegen die Heimat im Herzen und die Scheiße im Kopf!
Unser Sticker: Fachbereich für Antifaschismus
Unser Sticker: KRALLE-Logo